Vom grünen Beton zur Politik und zu den Interessenvertretern: Ein transdisziplinärer Ansatz für eine zirkuläre gebaute Umwelt in Luxemburg

Die bebaute Umwelt ist eine kritische Komponente der globalen Nachhaltigkeitsbemühungen, da sie eine beträchtliche Abfall- und Energieabgabe darstellt, aber der Übergang zu mehr zirkulären und nachhaltigen Baupraktiken ist nicht reibungslos verlaufen. Diese Forschungsarbeit zielt darauf ab, einen Teil der Wissenslücke zu schließen, indem sie einige der technischen und nicht-technischen Hindernisse für Kreislaufwirtschaftspraktiken im luxemburgischen Bausektor untersucht. Das Projekt ist zunächst in der Materialwissenschaft verwurzelt und untersucht die Auswirkungen der Zugabe von Sekundärrohstoffen als Ersatz für gewöhnlichen Portlandzement in Beton. Es wird jedoch durch eine transdisziplinäre Linse erweitert, um die breiteren sozialen, politischen und wirtschaftlichen Einflüsse auf die Kreislaufbaupraktiken zu verstehen.

Die Materialtechnologie - Untersuchung von grünem Beton


In der ersten Phase dieses Forschungsprojekts ging es um die Entwicklung nachhaltigerer Zementmischungen unter Einbeziehung von sekundären Abfallstoffen wie Kieswaschschlämmen und Tonen, die aus den Steinbrüchen in und um Luxemburg in der Großregion stammen und als Industrieabfälle eingestuft werden. Diese Materialien wurden auf ihre chemischen und mineralogischen Eigenschaften hin untersucht, um ihr Potenzial als ergänzende zementhaltige Materialien zu ermitteln. Weitere Untersuchungen zu den Umweltauswirkungen der Zusatzstoffe und den Betoneigenschaften wurden von anderen Partneruniversitäten im Rahmen des von Interreg Greater Region finanzierten Projekts CO2REDRES durchgeführt.

Wichtigste Ergebnisse:

  • Die Labortests bestätigten, dass die Verwendung von sekundären Abfallstoffen in Betonmischungen praktikabel ist.
  • Einige dieser Materialien schnitten besser ab als herkömmlicher Portlandzement, wobei einige Mischungen einen Zementersatz von bis zu 20 % aufwiesen und dennoch die Festigkeit von Referenzmörtel beibehielten oder übertrafen.
  • Trotz der vielversprechenden Ergebnisse haben sich diese Innovationen in der Industrie noch nicht durchgesetzt.

Übergang zur Sozialwissenschaft: Verständnis von Interessengruppen und Politiken

 

Nach dem erfolgreichen Abschluss der experimentellen Phase wurde das Projekt ausgeweitet, um zu untersuchen, warum nachhaltige Materialien, wie die in Phase 1 untersuchten, und kreisförmige Bautechniken in Luxemburg nicht stärker angenommen werden. In dieser Phase verlagerte sich der Schwerpunkt von einer rein ingenieur- und materialtechnischen Betrachtung hin zu einer ganzheitlicheren, interdisziplinären Analyse der sozialen, politischen und wirtschaftlichen Faktoren, die den Bausektor beeinflussen.

Bei diesem Ansatz wurde eine qualitative Forschungsmethodik angewandt, bei der Daten von Praktiker*innen gesammelt wurden, die in der Kreislaufwirtschaft im Bauwesen tätig sind, um sowohl die Hindernisse als auch die Möglichkeiten zu untersuchen. Ein erstes Ergebnis war die Erstellung einer Karte der Stakeholder, die deren Interaktionen analysierte und Konflikte und Synergien aufzeigte, die den Übergang des Sektors beeinflussen könnten. Durch die Darstellung der Beziehungen und der Machtdynamik zwischen den verschiedenen Akteur*innen sollten die Gründe für die langsame Einführung von Kreislaufbauverfahren aufgedeckt werden, wobei der Schwerpunkt auf dem Informationsfluss und der Zusammenarbeit zwischen den Akteur*innen auf der Grundlage der Erkenntnisse aus den Interviews lag.

Auf der politischen Seite untersuchte die Studie das Zusammenspiel zwischen den Zielen der luxemburgischen Kreislaufwirtschaft und den aktuellen Praktiken im Bausektor. Dazu wurden die bestehenden politischen Rahmenbedingungen untersucht und bewertet, wie gut sie mit den Grundsätzen der Kreislaufwirtschaft übereinstimmen, wie sie von den Interviewteilnehmenden wahrgenommen wurden. Die Forschung versuchte auch zu ermitteln, wo politische Anpassungen nachhaltigere Praktiken fördern könnten, basierend auf den in den Interviewdaten hervorgehobenen Herausforderungen und Möglichkeiten.

Darüber hinaus wurde untersucht, wie die Teilnehmenden das Konzept der Kreislaufwirtschaft verstehen und wie ihre Interpretationen ihre Vision von der Zukunft der gebauten Umwelt prägen. Dies beinhaltete die Analyse der verschiedenen Linsen, durch die die Kreislaufwirtschaft in Bezug auf die Nachhaltigkeit betrachtet wird, und endete mit den Zukunftsvisionen der Expert*innen für den Sektor.

 

Schlussfolgerungen

Die Ergebnisse dieser Studie laden dazu ein, die Art und Weise, wie wir an die gebaute Umwelt herangehen, neu zu überdenken, indem sie neue Perspektiven bieten und ungenutzte Möglichkeiten zur Umgestaltung der Baupraktiken aufzeigen. Diese Erkenntnisse zielen darauf ab, den Sektor in Richtung einer naturpositiven und regenerativen Kreislaufwirtschaft zu bewegen, die nicht nur die Leistung von Bauwerken erhöht, sondern auch die Zufriedenheit von Nutzer*innen und Bewohner*innen verbessert und dabei das Gleichgewicht des natürlichen Ökosystems respektiert.

Forschungsprojekt: Kreislaufwirtschaft


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Sinan Kaassamani
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