School Futures

Schule und Lernen für Welten im Wandel

Die vereinfachte Darstellung unserer stark vernetzten Welt durch vorwiegend linearkausale Zusammenhänge und ihre Betrachtung durch abgegrenzte Wissensfelder erweist sich als unzureichende Grundlage, um sich zukunftsorientiert in Gesellschaft und Wirtschaft einbringen zu können. Um Schüler:innen eine gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen, haben Schulen die Aufgabe, ihnen Werkzeuge zum Umgang mit Komplexität und Unsicherheit mit auf den Weg zu geben. Dementsprechend lauten die beiden zentralen Forschungsfragen des School Futures-Projekts:

1. Wie können Schulen den Umgang mit komplexeren Zusammenhängen vermitteln, auch wenn der Unterrichtstoff in Schulfächer zergliedert ist und kaum Zeit auf die Zusammenführung von Wissen verwendet werden kann?

2. Wie kann der existierende Lehrplan mit praktischen Lern- und Selbst­wirksam­keits­erfahrungen verbunden werden, um ein aktives Erforschen von ortsgebundenen, komplexen Zusammenhängen zu ermöglichen?

Zielsetzung des Forschungsprojekts

Die Ziele des School Futures-Projekts sind auf drei Ebenen des Schulsystems angesiedelt: Für den Schulunterricht werden Konzepte, Methoden und Lernmaterialien zum Erlernen und Auswerten von vernetztem, systemischem Denken gemeinsam mit Lehrkräften und Schüler:innen entwickelt. Das grundlegende Lernziel betrifft hauptsächlich das Erlernen von vernetztem Denken durch Dialoge in gemischten Gruppen, in denen man sich mit verschiedenen Ansichten aktiv auseinandersetzt (Phillipson & Wegerif, 2016). Die Methodenentwicklung baut daher auf Ansätzen zum Sinnstiften durch gemeinsame Erarbeitung von sogenannten systemischen Karten auf (collaborative conceptual systemsmaps, Newell & Proust, 2018).

Forschungsansatz

Das Projekt gehört zur Transformativen Nachhaltigkeitsforschung in Luxemburg, einem interdisziplinären Forschungsansatz, der in die Praxis eingebettet ist und das Anliegen hat, Praxis im Sinne der Nachhaltigkeit zu verändern. Hierzu arbeitet das Forscher:innenteam des School Futures-Projekts mit den drei Schulen École Privée Fieldgen, Lycée Guillaume Kroll und Athénée de Luxembourg zusammen. Das Forschungsprojekt (2017–2021) wird vom SCRIPT mitfinanziert und unterstützt.

Ergebnisse

Schlussfolgerungen: Aus der Zusammenarbeit mit den Schulen entstanden, an die Bedürfnisse und Interessen der Schulgemeinschaft angepasste Methoden, wie dialogbasiertes, vernetztes und fächerverbindendes Denken gelehrt werden kann:

1. Unterrichtsebene: Lernmaterialien zum Anstoß von Nachhaltigkeitsdialogen durch gemeinsame Visualisierung von Systemen

2. Workshopebene: Erschaffen von dialogischen Räumen zu schulrelevanten Themen in kleiner Runde

3. Schulgemeinschaft: Whole School Approach – wie kann die ganze Schule dabei unterstützt werden, eine gemeinsame Vision zu finden und diese Schritt für Schritt zu realisieren?

Bedingungen für die erfolgreiche Verbreitung dieser Ansätze im nationalen Schulsystem sind u. a. entsprechende Ausbildungsmöglichkeiten für Lehrkräfte, Freiräume für die Partizipation von Schüler:innen und Lehrkräften, die Möglichkeit einer flexiblen Evaluation von zukunftsorientiertem, vernetztem Denken sowie Kriterien zur Qualitätssicherung in der Lehre.

Publikationen

2021

SCHOOL FUTURES – using scenario approaches to inform transformation initiatives in the Luxembourg school system

Ariane König, Bo Manuel Raber, Gerard Drenth, Cirian McGinley, Francis Schartz
in ECA Journal (2021), (1), 194
Alternative, plausible, aber herausfordernde Zukunftsbilder - Szenarien genannt - helfen uns, die Zukunft schon heute zu erkunden, uns mit dem "Systemdenken" vertraut zu machen und unsere Fähigkeit zu stärken, mit den Unwägbarkeiten von morgen umzugehen. Diese Antizipationskompetenz, die auch die Fähigkeit zum Systemdenken und zur normativen Beurteilung einschließt, ist vor allem für die jüngeren Generationen, die noch zur Schule gehen, wichtig. In Luxemburg wurden im Rahmen des Projekts "Education Scenarios" eine Reihe nationaler Szenarien für das Bildungswesen entwickelt, und das Projekt "Sequel School Futures" trug dazu bei, diese Szenarien in Schulentwicklungsprozessen zu nutzen, die sowohl Schüler als auch Lehrer in zukunftsorientiertes Systemdenken einbeziehen. Ariane König, Senior Research Scientist an der Universität Luxemburg, Ciaran McGinley, Senior Associate bei NormannPartners, Bo Manuel Raber von der Universität Luxemburg, Francis Schartz, ehemaliger Präsident des luxemburgischen Nationalrats für Nachhaltigkeit, und Gerard Drenth, Senior Associate bei Normann Partners, arbeiteten mit verschiedenen Akteuren des luxemburgischen Bildungssystems zusammen, unter anderem mit Schülern und Lehrern aus drei verschiedenen Schulen in Luxemburg.
2021

Taking the Complex Dynamics of Human–Environment–Technology Systems Seriously: A Case Study in Doctoral Education at the University of Luxembourg

Ariane Köing; Jerome Ravetz; Bo Manuel Raber; Jacek Stankiewicz; Ricardo Rojas-Aedo ; Kristina Hondrila; Karl Arthur Pickar
in Frontiers in Sustainability (2021), 2
Unsere existenziellen Herausforderungen im Bereich der Nachhaltigkeit betreffen Systeme aus Mensch, Umwelt und Technologie, die komplex, dynamisch und eng miteinander verbunden sind. An den Universitäten ist das Wissen in Lehre und Forschung jedoch meist in diskreten Paketen, den Disziplinen, organisiert. Diese sind weiter unterteilt in die Kategorien Naturwissenschaften, Sozialwissenschaften und Geisteswissenschaften. In diesem Beitrag geht es um die Frage, wie die Universitäten bei der Ausbildung von Forschern diese in die Lage versetzen können, ihre Rolle besser zu verstehen und auch als Akteure des Wandels zu handeln. Er beschreibt einen fakultätsübergreifenden Doktorandenkurs zu übertragbaren Kompetenzen. Das einzigartige Ziel des Kurses ist es, einen Raum für die Reflexion über verschiedene Forschungsparadigmen und deren unterschiedliche Ausgestaltung der Rolle eines wissenschaftlichen Forschers in pluralistischen Gesellschaften, die vor existenziellen Herausforderungen stehen, zu schaffen. Der Kurs stellt verschiedene neuere Ansätze wissenschaftlicher Forschung vor, die das Potenzial der Demokratisierung der Wissenschaft in unserer vernetzten Wissensgesellschaft nutzen, darunter kritische Interdisziplinarität, postnormale Wissenschaft, Bürgerwissenschaft und transformative Nachhaltigkeitswissenschaft, die normale disziplinäre Forschungspraktiken ergänzen.
Was ist das und wie funktionier das?